Mezzanine-Zwischengeschosse sind eine effektive Lösung, um Lager auf ein und derselben Grundfläche zu verdichten und die Produktivität intralogistischer Prozesse zu erhöhen. Statt in die Breite zu bauen, sorgt Vertikalität, oft über mehrere Etagen, für einen verbesserten Raumnutzungsgrad. Doch ist dieses Grundprinzip nicht der alleinig entscheidende Faktor für Wirtschaftlichkeit, auch der individuelle Zuschnitt einer Stahlbaubühne trägt erheblich zur Verbesserung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses bei. Welche Einflüsse es bei der Konstruktion zu beachten gilt, wollten wir von Geoff Green, Vertriebsleiter bei MiTek, wissen.
Redaktion: Herr Green, wie anspruchsvoll ist die Planung und Ausführung von Stahlbaubühnen?
Geoff Green: Bühnensysteme werden oftmals als eine eher simple Konstruktion wahrgenommen, die weniger Planung verlangt. Tatsächlich aber sind Stahlbaubühnen ein komplexes Konstrukt und Rahmenbedingungen wie die Automatisierung, Digitalisierung und der Einsatz von Robotern bringen spezielle Anforderungen mit sich. Diese beeinflussen die Ausführung von Zwischengeschossen sowohl im Produktions- als auch im Distributionssektor nachhaltig. Immerhin stellen die Bühnen das statische Fundament für alles dar, was auf ihnen geschieht. Da lohnt es sich in jedem Fall, genauer hinzusehen.
Redaktion: Würden Sie uns das näher erläutern?
Geoff Green: Es kommt entscheidend auf den Anwendungszweck einer Stahlbaubühne an und wie flexibel sie mittel- bis langfristig eingesetzt werden soll. Dabei sind die Einflussfaktoren vielfältig und lenken die Realisierung eines Mezzanine-Projekts in ganz unterschiedliche Richtungen. Nehmen wir an, ein Unternehmen organisiert seine Intralogistik heute noch manuell wie zum Beispiel mit Fachbodenregalen und Kommissionierwagen, möchte sich aber die Option offenhalten, in Zukunft automatische Fördertechnik, fahrerlose Transportfahrzeuge, ein automatisches Lagerleichtgutsystem oder sogar Kommissionierroboter einzusetzen: Dann hat das einen unmittelbaren Einfluss auf den Zuschnitt der Zwischengeschoss-Lösung. Die Stellschrauben sind im Wesentlichen die Qualität des verwendeten Stahls und des Bodenbelags sowie die Art der Konstruktion.
Redaktion: Stahl und Bodenbelag: Bitte klären Sie uns auf!
Geoff Green: Die Qualität des Stahls korreliert mit der Tragfähigkeit. Soll diese über eine gesamte Ebene oder bei einer mehrstöckigen Lösung über alle Etagen hinweg gleich hoch sein, bietet sich bei schweren Lasten eine Hybridbauweise aus warm- und kaltgewalztem Stahl an. Für Bereiche mit geringeren Lasten ist oft die rein kaltgeformte und weniger kostenintensive Variante das Mittel der Wahl. Und was die Bodenbeläge betrifft, haben wir es gleichermaßen mit dem Faktor Belastung zu tun. Der Verwendungszweck gibt vor, ob Spanplatten, Sperrholzplatten oder auch Stahlgitter prädestiniert sind oder aber ein festerer Belag nötig ist. Hier kommen dann Verbundwerkstoffe zum Einsatz, wie wir sie bei MiTek zum Beispiel mit unserer Mezzanine-7-Lösung anbieten. Diese kombiniert einen Bodenbelag aus Holz mit einem darunter liegenden Trapezblech zur Verstärkung.
Redaktion: Und wie verhält es sich mit der Konstruktion?
Geoff Green: Stabilität wird nicht nur über das verwendete Material an sich erzeugt, sondern auch über die Bauweise. So können zum Beispiel relativ filigrane und damit übrigens auch materialsparende Konstruktionen sehr robust sein, wenn ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis existiert. Zusätzliche Träger und Streben gestalten ein Zwischengeschoss belastbarer und schützen es vor Durchbiegung. Auch weitere Stützen können sinnvoll sein, wenngleich immer abgewogen werden muss, ob ein Plus an Konstruktion auch wirklich mehr Effektivität im Großen und Ganzen, soll heißen eines kompletten Logistiksystems, nach sich zieht. Lassen Sie es mich so erklären: Werden mehr Stützen eingesetzt, wird der freie Raum unter einem Mezzanine-Geschoss automatisch kleiner und kann womöglich nicht mehr zu Lager- oder Arbeitszwecken genutzt werden. Auch Fahrzeuge können dort eventuell nicht mehr fahren. Dies beeinträchtigt den Lagerbetrieb dann mehr als es ihm nutzt und spricht dafür, von vornherein auf stärkere Materialien für eine Stahlbaubühne zu setzen, die den Lastanforderungen auch ohne Zusatzkonstruktionen entsprechen.
Redaktion: Dass Stahlbaubühne nicht gleich Stahlbaubühne, also Standard, ist, ist klar geworden. Und dass im Vorfeld jeder Planung gründliche Analysen und darauf zugeschnittene Konzepte nötig sind, ebenso. Der Preis bestimmt sich dann nach Einsatz der Materialien und Komplexität der Ausführung. Ist dies richtig zusammengefasst oder gibt es noch weitere Faktoren, die die Realisierung eines Mezzanine-Projekts beeinflussen?
Geoff Green: Die gibt es, und mit „Komplexität der Ausführung“ haben Sie eigentlich schon den Nagel auf den Kopf getroffen. Es geht hier nämlich nicht nur um den Material- und Konstruktionsmix. Es geht auch um die Rahmenbedingungen, konkret ausgedrückt, um die Montagegegebenheiten sowie Auflagen vor Ort. Die machen einen Teil der Aufwendungen beim Bau von Zwischengeschossen aus und sind preisrelevanter als gemeinhin angenommen. Um auch hier Beispiele zu nennen: Die Baustelle ist entweder räumlich und zeitlich ungehindert zugänglich oder es muss Rücksicht auf Sperrzonen, Sperrzeiten oder andere Parallelgewerke genommen werden. Letztere wirken sich verzögernd aus und erschweren die Organisation. Der Einsatz von Spezialmaschinen für die Installation, etwa von 360-Grad-Teleskopladern, nimmt ebenso Einfluss auf die Kalkulation wie verschärfte Brandschutz- und Sicherheitsvorschriften. Als außerordentliche Rahmenbedingung von Mezzanine-Projekten gilt eine Erdbebengefahr, der etwa Anlagen in Teilen Italiens häufiger ausgesetzt sind. Hier muss ein Bühnen-System seismischen Erschütterungen weitgehend standhalten können und erfordert eine darauf zugeschnittene aufwändigere Bauweise.
Redaktion: Das Anforderungsprofil kann demnach sehr breit gefächert sein. Kommt dem jeder Mezzanine-Anbieter nach?
Geoff Green: Es hängt von der Erfahrung und einem profunden Technologiekonzept ab. Dabei ist ein Kunde immer gut beraten, bei Mezzanine-Angeboten verschiedener Hersteller genau zu prüfen, ob er Gleiches mit Gleichem und nicht „Äpfel mit Birnen“ vergleicht. Die vordergründig günstigere Offerte mag bei näherem Hinsehen unvollständig und die teure Variante „over-engineered“ sein. Passgenau, angemessen, korrekt und vollständig sowie zu einem fairen Preis: Das sind die Attribute, auf die es ankommt. Dabei kann der Kunde selbst viel dazu beitragen, indem er allen potenziellen Lieferanten, die in Frage kommen, von Anfang an qualitativ hoch- und gleichwertige sowie möglichst umfangreiche Informationen zukommen lässt. Dann sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ist ein Bühnen-Anbieter darüber hinaus noch nach internationalen Normen zertifiziert: Umso besser!
Redaktion: Herr Green, vielen Dank für dieses Gespräch.